Nur wenige Wochen nach dem FTX-Skandal gerät mit Binance die weltweit größte Kryptobörse in die Schlagzeilen. Der Grund dafür ist, dass Binance Auszahlungen des Stablecoins USD Coin (USDC) gestoppt hatte. Forbes Advisor erklärt Dir, was bei Binance passiert ist und wie Du am besten vorgehen solltest, um Deine Coins sicher zu verwahren.
Binance stoppt USDC-Auszahlungen
Die größten Kryptobörsen der Welt benötigen normalerweise nur wenige Minuten oder Stunden, um Auszahlungsanfragen von Nutzern zu bearbeiten. Sobald sich Transaktionen verzögern oder gestoppt werden, machen sich oft Sorgen bei den Nutzern breit. Dieser Effekt hat sich verstärkt, nachdem FTX Kundengelder veruntreut hatte und schließlich Insolvenz anmelden musste. Nun hatten einige Binance-Nutzer befürchtet, dass ein ähnliches Szenario bei Binance auftreten könnte.
Die Sorgen waren dabei nicht unbegründet. Denn Binance stoppte vorübergehend Auszahlungen des Stablecoins USD Coin (USDC). Insbesondere auf Twitter machte sich schnell Panik breit. Besorgte Binance-Kunden reagierten, indem sie ihre Coins von der Kryptobörse abzogen. In den 24 Stunden vor Dienstag flossen nach Angaben des Blockchain-Analyseunternehmens Nansen netto 3 Milliarden US-Dollar aus Binance ab.
Binance-CEO Changpeng Zhao, oder kurz „CZ“ genannt, erklärte auf Twitter schließlich, dass die Sorgen unbegründet seien. Man habe schon früher in der Geschichte des Unternehmens so hohe Abflüsse von der Börse gesehen.
Die Lage scheint sich stabilisiert zu haben. Gestern war nicht die höchste Abhebung, die wir durchgeführt haben, nicht einmal unter den Top 5. Während der LUNA- oder FTX-Abstürze haben wir mehr abgehoben. Jetzt kommen wieder Einzahlungen rein.
🤷♂️💪CZ 🔶 Binance (@cz_binance) December 14, 2022
Laut Zhao hoben Binance-Nutzer am 12. Dezember rund 1,4 Milliarden US-Dollar Netto ab. Er erklärte, dass der vorübergehende Stopp der USDC-Auszahlungen aufgrund eines „Token-Swaps“ erfolgen musste. Bei einem Token-Swap wird eine Kryptowährung in eine andere Kryptowährung getauscht.
Der Swap war laut Zhao notwendig, weil das Auszahlungsvolumen außerhalb der üblichen Banköffnungszeiten stark angestiegen war und der Token-Swap über eine in New York ansässige Bank abgewickelt werden musste. Im Detail ging es um einen Token-Swap zwischen USDC und anderen Stablecoins namens PAX und BUSD (Binance USD). Alle Kryptowährungen sollen normalerweise durch einen US-Dollar gedeckt sein.
„Wir erwarten, dass die Situation geklärt ist, sobald die Bank öffnet”, sagte er in einem Tweet. Brisant war die Aussage vor allem darum, weil FTX-Gründer Sam Bankman-Fried die Öffnungszeiten von Banken ebenfalls als Grund vorschob, nachdem die Börse Stablecoin-Auszahlungen gestoppt hatte. Bei Binance konnten die Nutzer allerdings schnell wieder aufatmen.
Acht Stunden später wurden die Auszahlungen tatsächlich wieder aufgenommen. Seitdem werden alle USDC-Auszahlungsanfragen wie gewohnt bearbeitet. Aus der Aussage von Zhao geht allerdings hervor, dass Binance selbst nicht über die USDC-Einlagen der Nutzer verfügte, sondern einen äquivalenten Betrag in anderen Stablecoins hielt.
Doch auch das ist kein Grund zur Sorge. Denn Binance kündigte bereits vor Monaten an, zum 29. September alle USDC-Einlagen in BUSD umzuwandeln. Der Nutzer selbst kann seine Stablecoins trotzdem in USDC auszahlen, wenn er will. Hierfür muss Binance eben den Token-Swap durchführen.
Kryptomärkte sind besorgt über Binance
Die wachsenden Bedenken spiegeln das schwindende Vertrauen in zentrale Kryptobörsen wider. Binance hat aktuell unabhängig vom USDC-Vorfall mit einer negativeren Berichterstattung als üblich zu kämpfen.
Am 12. Dezember berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass die US-Staatsanwaltschaft aggressiv gegen Binance vorgehen und Strafanzeige gegen mehrere Führungskräfte, darunter auch Zhao, erstatten könnte. Allerdings geht es hierbei um die Einhaltung von Anti-Geldwäsche-Gesetzen. Die Untersuchung wurde bereits 2018 eingeleitet und ist öffentlich bekannt. Die Untersuchung hängt nicht damit zusammen, wie Binance mit den Kundengeldern umgeht.
Das Timing war dennoch denkbar schlecht für Binance. Denn nur einen Tag später konnten Nutzer ihre USDC nicht mehr auszahlen.
Binances Proof-of-Reserves kann nicht beruhigen
Nachdem herauskam, dass FTX Kundengelder veruntreut hatte, drängten viele Personen im Kryptosektor auf eine transparentere Firmenpolitik der Kryptounternehmen. Auch Binance-CEO Zhao hatte gefordert, dass Kryptobörsen ihre Reserven nachweisen. Diesen Nachweis nennt man Proof-of-Reserves.
Kurz darauf hatte Binance selbst seine Reserven in einer On-Chain-Wallet offengelegt. So kann nun jeder einsehen, wie viele Kryptowährungen Binance hat. Das geht, weil Kryptowährungen auf der Blockchain basieren und somit für jeden öffentlich einsehbar sind.
Allerdings bemängeln Kritiker, dass Binances Proof-of-Reserves nicht transparent genug ist. Denn Binance zeigt zwar die verfügbaren Kryptowährungen, allerdings nicht die Verbindlichkeiten. Das macht es schwierig, die finanzielle Gesundheit von Binance einzuschätzen.
Zhao hat gesagt, dass es schwieriger ist, Verbindlichkeiten darzustellen, und behauptet, dass Binance niemandem Kredite schuldet.
Wirst du eine unabhängige Prüfung der Verbindlichkeiten gegenüber diesen Rücklagen durchführen und werden auch andere Münzen zu gegebener Zeit geprüft werden?
– Willy Woo (@woonomic) December 7, 2022
Trotz der Bemühungen um mehr Transparenz arbeitet Binance im Vergleich zu traditionellen Finanzinstituten immer noch undurchsichtig. Viele Kunden ziehen ihr Geld von Binance und anderen Börsen ab und entscheiden sich dafür, Ihre Coins offline in Cold-Wallets zu verwahren.
Fazit – Kryptowährungen gehören nicht auf die Börse
Binance hat diesen Stresstest überstanden. Es scheint aktuell nichts dafürzusprechen, dass Binance vor eine Pleite stehen könnte. Die Kundeneinlagen scheinen also sicher zu sein. Doch wirklich beruhigend ist auch das nicht. Bei FTX ging die Geschichte anders aus, nachdem sie ähnlich begonnen hatte. Das Vertrauen in die Kryptobranche hat durch den Zwischenfall enorm gelitten.
Doch was bedeutet der Fall von Binance für Dich als Anleger und wie kannst Du Dich schützen? Führe Dir stets vor Augen, dass eine Kryptobörse dafür gedacht ist, um mit Kryptowährungen zu handeln. Sie sind keine Banken, denen Du Dein Geld langfristig anvertrauen kannst. Das gilt auch für Binance, obwohl es sich um eine Kryptobörse handelt, die weiterhin als sicher gilt.
Wenn Du selbst in Kryptowährungen investiert hast, solltest Du Deine Coins daher stets selbst verwahren. Das geht am sichersten in einer Cold-Wallet. Das sind Wallets, bei denen Du selbst über den Private-Key verfügst. In unserem Hardware-Wallet-Vergleich stellen wir Dir die besten Anbieter vor, um Kryptowährungen sicher zu verwahren.
Deine Coins sind bei einer Kryptobörse übrigens auch dann in Gefahr, wenn die Börse rechtlich einwandfrei arbeitet. Denn immer wieder müssen Krypto-Unternehmen Insolvenz anmelden. In solch einem Fall gehören die Coins der Kunden oft zur Insolvenzmasse. Dann könntest Du unter Umständen über Jahre nicht auf Deine Coins zugreifen oder nur einen Teil Deiner Kryptowährungen ausgezahlt bekommen.
Author: Jennifer Curtis
Last Updated: 1698010082
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